Eye-Tracking wird eine allgegenwärtige Technologie – Highlights der ETRA 2018

Von der Eye Tracking Research and Application Symposium (ETRA) 2018 habe ich Folgendes mit nach Hause genommen:

  • Eye-Tracking ist auf dem Weg, eine ubiquitäre Technologie zu werden und wird in einer Vielzahl von Applikationen in der Zukunft eingesetzt werden.
  • Technische Probleme, wie eine sinkende Datenqualität in Nichtlaborumgebungen, werden innerhalb der nächsten Jahre gelöst werden.
  • Der umfassende Einsatz der Eye-Tracking-Technologie wird zu wichtigen Fragen der Privatsphäre und anderen ethischen Fragestellungen führen.

 

Erster Tag

Am ersten Tag gab ich zusammen mit meinen ehemaligen Kollegen vom Institut für Visualisierung und Interaktive Systeme, Tanja und Michael, ein Tutorial zu Visual Analytics für die Eye-Tracking-Analyse. Es war mein viertes Tutorial zu diesem Thema gewesen nach unserer Premiere auf der KogWis im Jahr 2014, Eurographics 2015 und ETRA 2016. Mein Part bestand darin, unseren Teilnehmern eine Einführung in Blickshift Analytics, der ersten Highend-Eye-Tracking-Software für eine breite Anwenderbasis, zu geben. Ich war sehr aufgeregt gewesen, die spannendsten Features von Blickshift Analytics zu demonstrieren und war sehr glücklick über das umwerfende positive Feedback unserer Teilnehmer. Am späten Nachmittag schlossen wir das Tutorial mit einer Q&A Runde zur Zukunft der Eye-Tracking-Analyse und seinen Herausforderungen ab.

Poster unseres Tutorials auf der ETRA 2018

 

Zweiter Tag

Während der nächsten drei Tage hatte ich hauptsächlich den Main-Track der Konferenz besucht.

Am ersten Tag gab die Keynote von Susanna Martinez-Conde einen sehr interessanten Überblick über die Forschung auf dem Gebiet der Analyse von Sakkaden und Microsakkaden. Susanna erklärte in ihrem Vortrag warum visuelle Element in der Umgebung manchmal aufgrund der Microsakkaden ausgeblendet werden und zeigte wie Maler dieses Wissen nutzen, um die Aufmerksamkeit ihrer Betrachter in Bildern zu lenken. In der zweiten Session wurden aktuelle Arbeiten zu kognitiven Aspekten der Augenbewegungen und grundlegende Ergebnisse zu Sensortechnologien vorgestellt.

Am späten Nachmittag gab ich eine Demo zu unserer eingereichten Arbeit zum Vergleich von Augenbewegungen zwischen Fußgängern und Fahrradfahrern. In unserer Arbeit zeigen wir, wie Augenbewegungen von Fußgängern und Radfahrern effizient mit Hilfe der Visual Analytics untersucht und miteinander verglichen werden können.

Der Tag schloss mit einer tollen Geburtstagsparty der ETRA in einem exklusiven Club im Zentrum von Warschau. Wir alle feierten die zehnte ETRA-Konferenz und alle stimmten zu, dass die Zukunft des Eye-Trackings sehr spannend und aufregend sein wird.

Unsere Demo zum Vergleich von Augenbewegungen zwischen Fußgängern und Radfahrern

 

Dritter Tag

Am Samstagmorgen gab Andreas Bulling eine sehr inspirierende Keynote über die zukünftigen Herausforderungen von allgegenwärtigem Eye-Tracking und zeigte eine Vielzahl von Lösungen und Anwendungen des ubiquitären Eye-Trackings aus seiner Forschungsgruppe. Anfang August wird Andreas Vollprofessor in Stuttgart und wird die Gruppe Mensch-Computer-Interaktion leiten. Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass die Universität Stuttgart einen so hervorragenden Wissenschaftler berufen konnte und freue mich schon auf das in Stuttgart entstehende Kompetenzzentrum für Eye-Tracking!

Nach der Keynote nahm ich an einem Workshop von Pupil Labs teil und lernte mehr über ihre Lösungen zur Eye-Tracking-Aufnahme. Speziell ihre Lösung, Finger zur Kalibration des Eye-Tracking-Sensors einzusetzen, fand ich sehr pfiffig. Am Nachmittag setzte ich meinen Workshoptag mit dem Besuch des Occulus-Workshop fort. Javier San Agustin, ehemaliger Mitgründer von Eyetribe und jetzt Leiter der Eye-Tracking-Forschung bei Occulus gab einen Überblick darüber wie Eye-Tracking in zukünftigen VR-Brillen von Occulus eingesetzt werden wird. Eine sehr wichtige Frage für Occulus besteht darin, eine möglichst exakte Kalibration des Eye-Tracking-Sensors zu entwickeln, um unter anderem dem Phänomen der Motion Sickness vorzubeugen.

Der Tag schloss mit meiner Teilnahme am ETVIS Panel zu der Frage “Wie können Visualisierungen einen größeren Beitrag zur ETRA leisten?” zusammen mit Enkelejda Kasneci, Peter Kiefer, Thies Pfeiffer und Andrew Duchowski.

Michael bei der Panel-Diskussion des ETVIS-Workshop zusammen mit Enkelejda Kasneci, Peter Kiefer, Thies Pfeiffer und Andrew Duchowski

 

Letzter Tag

Der letzte Tag der ETRA begann mit einer Keynote über Eye-Tracking in der Bildung von Halszka Jarodzka. In der ersten Hälfte ihrer Keynote motivierte sie ihre Zuhörer über Aspekte der Privatsphäre beim Einsatz von Eye-Tracking nachzudenken und formulierte die These, dass diese Frage in den nächsten Jahren sehr wichtig werden wird. In der zweiten Hälfte sprach sie über den Einsatz von Eye-Tracking in Lernumgebungen.

Meine ETRA 2018 schloss mit unseren Vortrag über den Vergleich von Scan-Paths zwischen Fußgängern und Radfahrern. Da es am letzten Tag immer schwer ist, die Aufmerksamkeit der Zuhörer zu bekommen, hatten wir uns entschiedenen unsere Präsentation mit einer sehr unterhaltsamen Einleitung zu beginnen 😉

 

 


Über den Autor
Dr. Michael Raschke ist Mitgründer und Geschäftsführer der Blickshift GmbH sowie ein Experte für eine visualisierungsbasierte Analyse von Augenbewegungen. Michael ist davon überzeugt, dass der Schlüssel für die Realisierung von ubiquitären System in einem tiefen Verständnis des menschlichen Verhaltens liegt. Michael ist Autor und Co-Autor von mehr als 40 Publikationen auf den Gebieten der Visualisierung, Visual Analytics, des Eye-Trackings und der Mensch-Computer-Interaktion.

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